Wer die Bedeutung Berlins als Motor der industriellen Revolution, als moderne Metropole seit Ende des 19. Jahrhunderts und zugleich die Absurditäten der Teilung Deutschlands begreifen will, kann dies alles anhand der Geschichte der Berliner S-Bahn tun. Diese Mehrfachbedeutung eines Alltagsmediums ist einzigartig – für Deutschland, für die Welt.

Die Berliner S-Bahn ist „die Mutter aller S-Bahn-Systeme“ in Deutschland und in vielen Städten des Auslandes. Die modernen elektrischen Trieb-Fahrzeuge, die sich über Jahrzehnte bewährte Signaltechnik, der übersichtliche Betrieb waren über Jahrzehnte Vorbild. In Berlin ist das Markenzeichen erfunden worden, das „S“. Es wird heute in ganz Deutschland und auch in anderen Ländern verwendet.

Berlin war im 19. und 20. Jahrhundert die größte Industriestadt Europas. Zahlreich sind die Denkmale dieser Epoche. Die S-Bahn war zugleich Ergebnis und Voraussetzung des Wachstums der Metropole. Sie war Produkt der hiesigen Bahn- und Elektroindustrie. Und ohne sie würden Stadt und Region heute nicht funktionieren.

Die Berliner S-Bahn war über Jahrzehnte Spielball der Politik; sie spiegelt die Höhen und Tiefen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Etwas Vergleichbares gibt es sonst nirgends.

Die Nazi-Diktatur missbrauchte die S-Bahn, bei der Olympiade1936, um ihre Vorzüge zu präsentieren und ab 1939, um die Rüstungsindustrie am Laufen zu halten. 1945 wurde die S-Bahn Frontlinie.